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Pflanzenforschung 4.0 - Von der Wildpflanze zur Nutzpflanze

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Die Geschichte der Pflanzenzüchtung

Bereits 10.000 v. Chr. begann der Mensch Pflanzen anzubauen und diese entsprechend gewünschter Eigenschaften auszuwählen und zu vermehren. Diese erste Form der Pflanzenzüchtung war Grundlage für das Sesshaftwerden und die Entstehung von hochentwickelten Gesellschaften.
Im Laufe der Jahrtausende haben sich so aus einstigen Wildpflanzen unsere heutigen Kulturpflanzen entwickelt.
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Der Beginn des Pflanzenanbaus und so auch der Pflanzenzüchtung ereignete sich vor rund 12.000 Jahren in einem Gebiet in Mesopotamien, dem sogenannten "Fruchtbaren Halbmond". Hier wurden erstmals Getreidesorten gezielt ausgewählt und angebaut. Dieser erste lokale Anbau von Kulturpflanzen war die Voraussetzung für das Sesshaftwerden und den Übergang von einer Lebensweise als Jäger und Sammler hin zum Ackerbauern. Dieser Übergang wird auch als Neolithische Revolution bezeichnet.
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Die frühen Ackerbauern wählten anfangs gezielt die Körner der Pflanzen aus, die die gewünschten Eigenschaften aufwiesen und vermehrten diese weiter.
Zwei der wichtigsten Merkmale, auf die die frühen Ackerbauern selektierten waren die Spindelfestigkeit und die Frucht- bzw. Samengröße, beides Merkmale die einen direkten Einfluss auf den Ertrag haben.
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Züchtung

Bei Kreuzungsversuchen mit Erbsen stellte der Augustinermönch Gregor Mendel 1866 bestimmte Gesetzmäßigkeiten der Vererbung auf, die später als Mendelsche Regeln bekannt wurden. Mit den drei von Mendel aufgestellten Regeln ließ sich erstmals genau vorhersagen, wie die Eigenschaften bei einer Kreuzung von den Elternpflanzen auf die Tochterpflanzen vererbt werden. Erst die Entdeckung der Mendelschen Regeln ermöglichte eine zielgerichtete, bewusste Züchtung. Seine Regeln sind auch heute noch die Basis der Vererbungslehre.
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Über die Jahre haben sich die Methoden der Pflanzenzüchtung stetig weiterentwickelt und immer neue Methoden sind dazu gekommen, die für unterschiedliche Anwendungen Gebrauch finden. Jedoch sind die zwei wesentlichen Schritte bei fast allen Methoden die gleichen: die Kreuzung von Pflanzen zur Erzeugung von genetischer Vielfalt und Merkmalsvielfalt sowie die Auslese von Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften aus den so geschaffenen Populationen.  
Bei diesen Schritten werden unterschiedliche technische Verfahren angewandt, um den Zeitbedarf und die Kosten zu reduzieren.
Denn: Pflanzenzüchtung ist ein sehr zeitaufwendiger und kostspieliger Prozess. Heute dauert die Herstellung und amtliche Zulassung einer neuen Sorte zwischen 5 und 10 Jahren und verursacht Kosten in Höhe von 2-5 Millionen Euro.
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Im Laufe der Zeit haben sich nicht nur die Methoden der Pflanzenzüchtung enorm weiterentwickelt. Auch die Merkmale, nach denen die Pflanzen ausgewählt wurden, haben sich mit der Zeit verändert. Wo zunächst hauptsächlich der Ertrag im Vordergrund stand, zählen heute bedingt durch den Klimawandel vermehrt Eigenschaften wie beispielsweise Trockenresistenz sowie Resistenzen gegen Krankheitserreger und Schädlinge. Hinzu kommen immer stärker auch eine effiziente Ressourcennutzung und Qualitätseigenschaften hinsichtlich gesunder Ernährung.
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Genome Editing

Vor einigen Jahren wurden die bisherigen Methoden der Pflanzenzüchtung um die sogenannte Genom-Editierung erweitert. Unter diesem Begriff werden verschiedene molekularbiologische Methoden zusammengefasst, bei denen die DNA (mit Hilfe programmierbarer molekularer Scheren) zunächst gezielt geschnitten wird. Beim anschließenden Reparaturprozess der Zelle kommt es zu Veränderungen der DNA-Sequenz im Bereich der Schnittstelle. Häufig nennt man diese Methoden, zu denen beispielsweise CRISPR/Cas9, Zinkfingernukleasen oder TALEN gehören, auch Gen-Scheren.
Die wohl bekannteste und aktuellste Methode der Genom-Editierung ist CRISPR/Cas9. Ursprünglich stammt dieses System aus Bakterien und dient dort als Abwehrsystem gegen Viren. Der Mechanismus an sich ist jedoch universell und funktioniert nicht nur in Bakterien sondern in allen Zellen – auch in denen von Tieren und Pflanzen. Für diese Entdeckung und die Weiterentwicklung dieses Systems zu einem molekularbiologischen Werkzeug erhielten die beiden Wissenschaftlerinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier 2020 den Nobel-Preis für Chemie.
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Die Genom-Editierung ermöglicht es, in die DNA von Pflanzen sehr gezielt, präzise und schnell Veränderungen, also Mutationen einzufügen und so neue Eigenschaften hervorzurufen. Zwar können solche Mutationen auch durch andere klassische Züchtungsmethoden herbeigeführt werden, meist werden dabei die Veränderungen jedoch unkontrolliert und in großer Zahl eingefügt, so dass neben der gewünschten Eigenschaft auch unvorteilhafte Merkmale mit übertragen werden. Diese müssen anschließend wieder mit großem Zeitaufwand ausgekreuzt, also entfernt werden. Angesichts der Geschwindigkeit des menschengemachten Klimawandels kommen klassische Züchtungsmethoden an ihre Grenzen. Es besteht die Gefahr, dass an die zu erwartenden Bedingungen angepasste Kulturpflanzen mit klassischer Züchtungsmethodik nicht schnell genug erzeugt werden können, um die Ernteerträge stabil zu halten und Verluste zu reduzieren. Die neuen molekularen Züchtungsmethoden könnten hier ein wichtiger Baustein sein, um die genetische Vielfalt zu erhöhen und einen nachhaltigeren, ressourceneffizienteren Pflanzenanbau zu ermöglichen.

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    Am 25. Juli 2018 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), basierend auf dem aktuell geltenden Gesetzgebung der EU, dass genom-editierte Pflanzen bezüglich Sicherheitsbewertung, Zulassung, Kennzeichnung und Freilandversuche gleichzusetzen sind mit Gentechnisch veränderten Pflanzen.
    Seit diesem Urteil sprechen sich weltweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie zahlreiche angesehene Wissenschaftsorganisationen für eine Novellierung der Gesetzgebung aus um die, aus dem Jahr 2001 stammende Richtlinie an den aktuellen Stand der Wissenschaft anzupassen. Doch nicht nur die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse machen eine Anpassung notwendig. Je nach angewandter Methode ist es nahezu unmöglich, ohne bestimmtes Vorwissen,  im Nachhinein festzustellen, ob eine Pflanze durch klassische Züchtungsmethoden oder durch Genom-Editierung entstanden ist. Genetisch können zwei Pflanzen so absolut identisch sein, müssten aber je nach Entstehungsart in der EU unterschiedlich reguliert werden. Zahlreiche Länder außerhalb der EU haben sich entschieden, genom-editierte Pflanzen mit klassisch gezüchteten Pflanzen gleichzusetzen, sie benötigen also keine Zulassung und können ohne Auflagen angebaut und vermarktet werden.
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    2020 hat die Europäische Kommission eine Studie in Auftrag gegeben um den Status und das Potenzial der neuen Züchtungsmethoden für eine nachhaltige Landwirtschaft zu erfassen. An der Studie waren europaweit zahlreiche Wissenschaftsorganisationen und -verbünde beteiligt.  
    Im April 2021 wurde die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern lang erwartete Studie veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die neuen Technologien...
    „das Potenzial bergen, im Rahmen der Ziele des europäischen Grünen Deals und der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beizutragen. Gleichzeitig kommt die Studie zu dem Schluss, dass das derzeit geltende GVO-Recht aus dem Jahr 2001 für diese innovative Technologie nicht zweckmäßig ist. Die Kommission wird nun einen breit angelegten und offenen Konsultationsprozess einleiten, um die Gestaltung eines neuen Rechtsrahmens für diese biotechnologischen Verfahren zu erörtern.“   

    Offizielle Pressemeldung der EU
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    Pflanzenforschung 4.0 wurde initiiert vom Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften CEPLAS.
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    Weizen gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und ist nach der Gerste die am längsten kultivierte Getreideart. Biologisch gehört der Weizen zur Familie der Gräser. Die ersten Wildformen des Weizens hatten den Nachteil, dass die Körner, wenn sie reif waren, von der Ähre abfielen. Diese Eigenschaft nennt man Spindelbrüchigkeit. Zu Beginn des Getreideanbaus wählte der Mensch daher diejenigen Pflanzen aus, deren Samen möglichst lange an der Ähre verblieben und vermehrte diese weiter. Dadurch konnten höhere Erträge erzielt werden. Unser heutiger Weizen gehört zur Gattung „Triticum“. Entstanden ist der Weizen aus einer Urform des Einkorns, das mehrmals mit Wildgräsern gekreuzt wurde. Bei jeder Einkreuzung ist dabei die Anzahl der Chromosomen, also der Träger der Erbinformation, gestiegen. Unser heutiger Brotweizen besitzt ganze 6 Chromosomensätze, das heißt von jedem Gen gibt es 6 Kopien, er wird daher auch als „hexaploid“ bezeichnet.
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    Für die Züchtung von Hybridsaatgut werden zwei reinerbige, aber genetisch möglichst unterschiedliche Elternlinien miteinander gekreuzt. Die daraus hervorgehenden, mischerbigen Nachkommen („Hybriden“) sind gegenüber den Eltern wesentlich leistungsfähiger und widerstandsfähiger und liefern damit höhere Erträge. Diesen Effekt bezeichnet man als „Heterosis“. Der Heterosiseffekt bleibt allerdings nur für eine Generation erhalten. Landwirte, die sich dafür entscheiden Hybridsaatgut anzubauen, müssen daher jedes Jahr neues Saatgut kaufen.
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    Auch die sogenannte Doppelhaploiden-Technologie ist als Werkzeug aus der Züchtung vieler Nutzpflanzenarten nicht mehr wegzudenken. Dabei werden reinerbige Inzuchtlinien, die in der Linien- und Hybridzüchtung zentrale Bausteine sind, hergestellt, indem man beispielsweise aus Blüten unbefruchtete Keimzellen (Pollen oder Eizellen) isoliert. Ähnlich wie bei menschlichen Keimzellen besitzen diese nur einen einfachen Erbgutsatz (nur das Erbgut der mütterlichen oder väterlichen Pflanzen). Diese pflanzlichen Keimzellen lassen sich auf künstlichen Nährmedien zu Keimlingen heranziehen. Anschließend lässt sich der Erbgutsatz durch chemische Behandlung verdoppeln. So entstehen vollständig reinerbige Inzuchtlinien, ohne dass in zeitaufwendiger und kostspieliger Form eine Vielzahl von Selbstbefruchtungen der Pflanzen durchgeführt werden müssen.
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    Bei der klassischen Gentechnik werden Gene aus anderen Organismen durch unterschiedliche Methoden in das Genom der Pflanze eingebaut. So können in der Pflanze ursprünglich nicht vorhandene Eigenschaften wie z.B. Resistenzen auf diese übertragen werden. Die Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte (GV) Pflanzen sind sehr aufwendig und sehr teuer. Daher können sich meist nur große, weltweit tätige Agrarkonzerne leisten, GV Pflanzen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. In manchen Ländern werden GV Pflanzen aber auch durch staatliche Behörden entwickelt, um eine kostenfreie Weitergabe an Landwirte zu ermöglichen.
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    Die Markertechnologie ist heute ein nicht mehr wegzudenkendes Werkzeug in der Züchtung von Nutzpflanzen und basiert auf dem enormen Erkenntnisgewinn in der Genomforschung sowie einem enormen Fortschritt in der DNA-Analytik innerhalb der letzten Jahrzehnte. Dabei werden zunächst leicht nachweisbare Unterschiede in der Erbgutsequenz mit der Ausprägung von Pflanzenmerkmale korreliert und diese Unterschiede in der Erbgutsequenz dann als DNA-Marker zur Selektion von Pflanzen mit den gewünschten Merkmalen genutzt. Mit Hilfe der Genomischen Selektion, die ebenfalls zur Markertechnologie gehört, können mittlerweile selbst so komplexe Merkmale wie „Ertrag“ ausgewählt werden. Dabei wird die An- oder Abwesenheit einer sehr großen Zahl zufällig über das gesamte Erbgut verteilter DNA-Marker zunächst mathematisch mit dem Ertrag korreliert. Komplexe statistische Verfahren erlauben es dann, den Ertrag von Pflanzentypen mit hoher Genauigkeit alleine auf Basis ihrer DNA-Marker-Zusammensetzung vorherzusagen, und somit zumindest den Umfang zeitaufwendiger und kostspieliger Feldprüfungen zu reduzieren.
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    Vor einigen Jahren wurden die bisherigen Methoden um die sogenannte Genom-Editierung ergänzt, die häufig auch als  „Genetische Revolution“ bezeichnet wird.  Unter Genom-Editierung werden mehrere Methoden erfasst, darunter die wohl bekannteste CRISPR/Cas, auch Genschere genannt. Bei dieser Methode werden keine fremden Gene in das Erbgut der Pflanze eingebracht, sondern das vorhandene Erbgut an einer ganz bestimmten Stelle umgeschrieben, also editiert. Sie bietet viele Vorteile gegenüber den anderen Züchtungsmethoden, da sie sehr genau und effizient ist sowie Kosten und Zeit spart.

    Mehr zur Genom-Editierung gibt es auch später in der Reportage!
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    Eines der bekanntesten Beispiele der grünen Gentechnik ist der sogenannte Bt Mais. Bei Bt Mais wird durch gentechnische Methoden ein Gen aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringensis, daher der Name Bt, in das Erbgut der Pflanze eingebracht. Diese bildet daraufhin das Bt Protein, das als Fraßschutz vor bestimmten Schädlingen wie dem Maiszünsler dient.
    Da das Bt Protein sowohl für den Menschen als auch für die allermeisten Insekten harmlos ist, werden Bt Präparate auch im ökologischen Landbau eingesetzt. Bt Mais hat in Regionen mit einem sehr hohen Schädlingsbefall deutliche Vorteile gegenüber anderen Bekämpfungsmethoden, da durch diese Methode ein effektiver und gezielter Schutz der Pflanzen und somit auch der Ernteerträge gewährleistet wird. Darüber hinaus kann der Anbau von Bt Mais auch den Einsatz von chemischen Pestiziden verringern.    
    Momentan wird gentechnisch veränderter Mais nur in wenigen Ländern Europas wie Spanien und Portugal angebaut. In Deutschland hat man sich dazu entschieden, derzeit keine gentechnisch veränderten Pflanzen für den Anbau zuzulassen.
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    Neben Mais wird das Bt-Konzept mittlerweile auch bei anderen Pflanzen angewendet, beispielsweise an Auberginen. Diese sind in Bangladesch eine der wichtigsten Kulturpflanzen für Kleinbauern.
    Doch die Verbreitung eines Schädlings in Gestalt des Auberginenfruchtbohrers bereitet den Bauern große Sorgen. Denn er gefährdet den Anbau, indem er die Früchte befällt. Obwohl die Bauern den Befall mit großen Mengen an Insektiziden reduzieren können, verzeichnen sie dennoch hohe Ernteverluste. Die Verbreitung des Schädlings bekämpft seit einigen Jahren das Bangladesh Agricultural Research Institute (BARI), ein staatliches Forschungszentrum. Es stellt den Kleinbauern kostenlos gentechnisch verändertes und gegen den Schädling resistentes Saatgut zur Verfügung. Da das Saatgut kein Hybridsaatgut ist, können die Bauern die Samen aus der Ernte jedes Jahr neu aussäen. Durch den Anbau konnten die Erträge und damit auch die Erlöse für die Kleinbauern deutlich gesteigert werden. Das Projekt wird eng von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleitet und die Ergebnisse wurden bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Studien veröffentlicht.
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    Die Neuen Züchtungsmethoden könnten jedoch nicht nur zur Bewältigung der durch den Klimawandel verursachten Herausforderungen einen Beitrag leisten, sondern auch im Bezug auf den Einsatz von Pestiziden den Übergang zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft unterstützen. Phytophtora infestans - die Kraut- und Knollenfäule verbreitete sich vor rund 150 Jahren. Die Kartoffelkrankheit erlangte traurige Berühmtheit, als sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland zu schlimmen Hungersnöten unter der Bevölkerung führte. Der Pilz zerstörte damals mehrere Jahre hintereinander fast die gesamte Ernte. In der dadurch ausgelösten Hungerkatastrophe starben insgesamt etwa eine Million Menschen.
    Heute werden zur Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule chemische Pflanzenschutzmittel oder wie im Ökolandbau Kupferverbindungen eingesetzt, was jedoch die Umwelt massiv belastet. Verschiedene Wildkartoffelarten sind hingegen resistent gegen den Pilz. Seit mehreren Jahren versucht man deshalb, diese Resistenz durch gängige Züchtungsmethoden in die Kultursorten einzubringen. Die Züchtung von Kartoffeln gestaltet sich jedoch aufgrund der komplexen Vererbungsmuster sehr schwierig und zeitaufwendig. Auch hier könnte die Genom-Editierung einen Vorteil gegenüber klassischen Züchtungsmethoden bieten.
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    Ein weiteres Merkmal, nach dem die frühen Ackerbauen die Pflanzen gezielt ausgewählt und vermehrt haben ist die Fruchtgröße. Dies wird am Beispiel von Mais besonders deutlich sichtbar. Ursprünglich stammt Mais aus Mexiko. Der Vorfahr des heutigen Zuchtmaises ist das Wildgras Teosinte. Dieses unterscheidet sich zwar äußerlich stark vom heutigen Mais, die beiden Pflanzen sind sich aber genetisch sehr ähnlich. Durch Züchtung ist aus dem Wildgras Teosinte schließlich unser ertragreicher Kulturmais entstanden. Wissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass sich die beiden Arten trotz des starken äußerlichen Unterschieds genetisch sehr ähnlich sind. Heute weiß man, das Veränderungen in nur einer Handvoll Genen von Teosinte ausreichen, um eine dem heutigen Kulturmais sehr ähnliche Nutzpflanze zu erhalten.
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    Die ersten Wildgräser hatten den Nachteil, dass die Körner, wenn sie reif waren, von der Ähre abfielen. Diese Eigenschaft, auch Spindelbrüchigkeit genannt, erschwerte den Anbau und vor allem die Ernte extrem. Zu Beginn des Getreideanbaus wählte der Mensch daher diejenigen Pflanzen aus, deren Samen möglichst lange an der Ähre verblieben, also spindelfest waren, und vermehrte diese weiter. Dadurch konnten höhere Erträge erzielt werden.
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